Eine
Einführung in die Archetypische Psychosomatik
.
Die Hypothese der
archetypischen Psychosomatik, welche im ersten Kapitel kurz
dargestellt wird, besteht darin, dass schwere und unheilbare
Krankheiten durch einen Schöpfungsmythos im kollektiven
Unbewussten kompensiert werden. Eine zweite Hypothese lautet, dass
das vegetative Nervensystem dem physischen Aspekt des von C.G. Jung
entdeckten kollektiven Unbewussten entspricht. Die Aufgabe der
psychosomatischen Therapie auf der Grundlage der Psychologie C.G.
Jungs besteht daher darin, aus den archetypischen Träumen und
Visionen der Klientin oder des Klienten den konstellierten
Schöpfungsmythos herauszudestillieren. Die Deutung dieses
Schöpfungsmythos verändert das kollektive Unbewusste, was
zu heilenden Wirkungen im vegetativen Nervensystem führt. Diese
letzteren regenerieren, wie die Stressforschung zeigt, das
Immunsystem, was wiederum die Besserung beziehungsweise Heilung
schwerer Krankheiten zur Folge hat.
Dieser Prozess wird am
Beispiel der Therapie eines Falles von Multipler Sklerose
dargestellt, welcher im zweiten Kapitel kurz vorgestellt wird. Es
handelt sich dabei um einen sogenannten chronisch-progredienten Fall,
dessen psychosomatische Therapie zu meinem grössten Erstaunen
trotz der sehr schlechte Prognose eine wesentliche Besserung des
Krankheitsbildes zur Folge hatte. Meines Wissens kennt man keinen
einzigen Fall, in welchem - wie im vorliegenden Beispiel - nach vier
Jahren kontinuierlichen körperlichen Zerfalls ohne Remission
eine Trendumkehr und Besserung eingetreten wäre. Diese
wesentliche Besserung des Krankheitsbildes dürfte eine Folge der
verwendeten archetypisch- psychosomatischen Therapie
darstellen.
Im Laufe von ungefähr
drei Jahren erlebte Sarah, wie ich meine Klientin nennen werde,
ungefähr 40 archetypische Visionen. Die Deutung derselben trug
wesentlich zur Besserung bei. In meinem Manuskript amplifiziere und
deute ich die ersten vier Visionen. Diese Initialvisionen zeigen den
die Krankheit kompensierenden Schöpfungsmythos sehr schön
auf.
Das dritte Kapitel
beschäftigt sich mit der Amplifikation und Deutung der
Initialvision von der Lilie. Diese zeigt uns, dass der Ausweg aus
Sarahs Krankheit in einer bestimmten Imaginationstechnik liegt.
Weiter besagt diese Vision, dass es sich um eine Meditation über
ein neues, in ihrem Unbewussten konstelliertes Gottesbild handelt.
Dieses erweitert das trinitarische christliche Gottesbild in eine
Doppel-Trinität. Diese letztere entspricht dem Siegel Salomos,
dem Wahrzeichen der mittelalterlichen Alchemie. Wir haben uns daher
mit den zentralen Inhalten des alchemistischen Opus zu
beschäftigen.
Das vierte Kapitel ist der
zweiten Vision vom Schilf gewidmet. Sie zeigt uns, dass Sarah mit dem
vom C.G. Jung so genannten "vorbewussten Wissen" des kollektiven
Unbewussten in Kontakt getreten ist. Es handelt sich dabei um ein in
der Natur und im menschlichen Körper vorhandenes Wissen (das
"lumen naturae" des Paracelsus), welches durch eine
introvertiert-meditative Einstellung befreit werden kann. Dieses
Wissen des Selbst übernimmt nun die Führung des
Individuationsprozesses, so dass sich der Therapeut auf eine
Vermittlerrolle beschränken kann. Weiter beinhaltet das Symbol
Schilf den Wiedergeburtsprozess des ägyptischen Gottes Osiris,
welcher in Horus wiederaufersteht. Auch die zweite Vision spricht
daher von einem Schöpfungsmythos, in welchem Gott selbst sich
wandelt und regeneriert wiederaufersteht - eine vom christlichen
Standpunkt her gesehen ungeheuer häretische Idee.
Diese Wandlung des
Gottesbildes stellt den zentralen Inhalt des alchemistischen Opus
(Werks) dar. Im fünften Kapitel wird daher dieser alchemistische
(und gnostische) Prozess der Gotteswandlung kurz dargestellt. Der
männlich- trinitarische Gott der Christen altert und stirbt. Aus
der Erde ruft er nach Erlösung. Jeder einzelne Mensch ist vor
die Aufgabe gestellt, diese in die Materie oder in den menschlichen
Körper versunkene Gottheit zu erlösen und zu befreien.
Diese Befreiung zeitigt das revolutionäre Resultat, dass die
weibliche Seite Gottes, die Weltseele (anima mundi) aus der Materie
oder aus dem menschlichen Körper befreit und erlöst wird.
Auch sie ist trinitarisch. Ihre Vereinigung mit dem männlichen
Prinzip wird durch die Herstellung des doppeltriadischen Siegels
Salomos (symbolisch aequivalent mit der Lilie) dargestellt. Aus
dieser Vereinigung der männlichen mit der weiblichen Gottheit
geht als Resultat ihre meist hermaphroditische Sohn- Tochter als
Weltschöpferin hervor. In der Alchemie ist dieser Prozess auch
in der Präparation des Zauberkrautes Mandragora (synonym mit
Moly, Lilie, Alraun) dargestellt. Das zu Gift gewordene
Männlich-Göttliche - in meiner Deutung u.a. die heutige
hochtechnisierte aber seelenlos gewordene Medizin - wird in einer
alchemistischen Prozedur in das Weiblich-Heilkräftige, in das
Alexipharmakum (Gegengift!) oder in die medicina catholica (die
allumfassende Medizin) transformiert. Die daraus abgeleitete
archetypisch-psychosomatische Methode, die von mir so genannte Visualisierung psychosomatischer Beschwerden oder
Symptom-Symbol-Transformation, wird später, im 9. und 10.
Kapitel, ausführlicher dargelegt.
Das sechste Kapitel
beschäftigt sich mit der dritten Vision Sarahs, mit der Vision
von der aus dem Inneren der Erde in den Vulkankrater
hineinströmenden Lava. Als alchemistische "Feuer-Wasser-Erde"
symbolisiert die Lava die in der Triebtriade von Aggression,
Sexualität und Exploration gefangene Energie. Der Vulkan
symbolisiert den Solarplexus des vegetativen Nervensystems. Zusammen
mit den ersten zwei Visionen besagt dieser Sachverhalt, dass durch
eine meditative Konzentration auf den Solarplexus die Triebenergie in
die Introversion umgeleitet und derart transformiert wird. Das
Resultat dieser alchemistischen Prozedur der Befreiung der
göttlichen Energie aus dem menschlichen Körper stellt die
Schau der Visionen dar. Sie sind - als das "geheime Wissen" des
kollektiven Unbewussten - die vergeistigte Form der Triebenergie.
Ihre Deutung entspricht der Befreiung der Weltseele aus der Materie.
Diese Prozedur scheint heilend auf eine schwere oder sogar unheilbare
physische oder psychosomatische Krankheit zu wirken. Eine Parallele
dieser auf den menschlichen Körper angewandten alchemistischen
Prozedur stellt der buddhistische und hinduistische Tantrismus dar.
Die unteren drei Chakras symbolisieren die Triebenergie, welche im
Herz-Chakra, im anahata, in ihr geistiges Aequivalent umgewandelt
wird. Dieses anahata enthält das alchemistische Siegel Salomos,
das Ziel des Opus.
Das siebente Kapitel
beschäftigt sich mit der vierten Vision Sarahs: Ein Baum, dessen
eine Hälfte verdorrt oder verbrannt ist, dessen andere
Hälfte jedoch wieder grünt und Früchte trägt. Es
wird gezeigt, dass diese Vision sich mit dem mikrokosmischen
Parallelprozess der Befreiung der anima mundi
aus der
Materie, mit dem Aufbau des subtle body (Hauch- oder
Astralkörper) beschäftigt. Dieser Prozess führt
gemäss Paracelsus in die vita longa, in die Regeneration
des Körpers in diesem Leben einerseits und andererseits in den
Aufbau des subtle body als Gefährt für das (ewige?)
Leben im Jenseits hinein. Die Frucht entspricht dabei diesem subtilen
Körper, den der Mensch durch eigenes meditatives Bemühen in
diesem Erdenleben für das Jenseits aufbaut. Die Qualität
des jenseitigen Lebens hängt somit nicht wie im Christentum vom
Glauben an Jesus Christus ab, sondern davon, wie intensiv der Mensch
sich in diesem Leben mit dem Aufbau des subtle body
beschäftigt.
Diese ersten vier Visionen
Sarahs beinhalten - ohne dass sie davon weiss - die
christlich-gnostische Apokalypse des Simon Magus. Im achten Kapitel
wird daher aufgezeigt, dass das vorbewusste Wissen des kollektiven
Unbewussten in Sarah diesen gnostischen Schöpfungsmythos
konstelliert hat. Er dürfte nicht nur für sie, sondern
für viele Menschen den Ausweg aus der Sinnkrise der heutigen
Zeit darstellen.
Im neunten Kapitel versuche
ich die von mir auf der Grundlage der Aktiven Imagination C.G. Jungs
und den Einsichten des Paracelsus entwickelte Methode der
Visualisierung psychosomatischer Beschwerden
(Symptom-Symbol-Transformation) darzustellen. Sie geht von der
mittelalterlichen Hypothese der Einheitswirklichkeit (unus
mundus) hinter der künstlichen Spaltung der Welt in Innen
und Aussen, in Psyche und Körper aus. Durch eine meditative
Technik werden die von der linken Gehirnhälfte wahrgenommenen
Symptome in Symbole (nämlich die Visionen) transformiert, welche
die rechte Gehirnhälfte sieht. Symptom und Symbol sind dabei, so
meine zweite Hypothese, synchronistisch verbunden. Durch die Deutung
des Symbols wird im kollektiven Unbewussten ein Wandlungsprozess
eingeleitet, der auf der physischen Seite, im menschlichen
Körper, als Heilungstendenz der Krankheit in Erscheinung tritt.
Dieser Prozess kann alchemistisch als die Synchroniziät zwischen
der Befreiung der Weltseele aus dem menschlichen Körper
(Psychifizierung der Materie) und dem Aufbau des subtle body
(Materialisierung der Psyche) dargestellt werden. Der Sinn dieser von
mir so genannten "inneren Synchronizität" besteht in einer
Besserung beziehungsweise Heilung der Krankheit einerseits,
andererseits in der Belebung des Archetypus des Aufbaus des
Hauchkörpers für das jenseitige Leben, was regelmässig
als tiefste Sinngebung der schweren Krankheit erlebt wird.
Im zehnten Kapitel
erläutere ich etwas ausführlicher die angewandte meditative
Technik. Zudem wird die Besserung der Symptome der Multiplen Sklerose
und die Wandlung des Bewusstseins aufgezeigt.