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Remo F. Roth
Dr. oec. publ., Ph.D.
dipl. analyt. Psychologe (M.-L. v. Franz)
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P S Y C H O V I S I O
N
ARCHETYPISCHE PSYCHOSOMATIK
© copyright
2003
by Pro Litteris, Zürich and Remo F. Roth, Horgen-Zürich
English
version
Beispiel einer
Visualisierung über Extrasystolen des Herzens
1.
Einleitung
2.
Die erste Visualisierung
3.
Die zweite Visualisierung
4.
Die dritte Visualisierung
5.
Die Autonomie des inneren Prozesses
6.
Die Rache des "alter ego" (Animus)
7.
Das "Herauslassen der wilden Pferde"
8.
Der "innere Film" und die Frage "Wozu?"
9.
Das Krankheitssymptom als "innerer Verbündeter"
10.
Die Überwindung des Logos
1.
Einleitung: Das
folgende Beispiel einer Visualisierung über Extrasystolen
einer Frau soll zeigen, wie derartige psychosomatische Phänomene
mit Hilfe meiner Körperzentrierten Visualisierung
(oder Symptom-Symbol-Transformation)
angegangen
werden können. Ihr Arzt hatte die Diagnose vegetative Dystonie
gestellt und ihr als Abhilfe Betablocker verschrieben. Doch diese
rein medikamentöse Behandlung befriedigte sie nicht. Daher wandte
sie sich mit einer e-mail an mich. Um
die Ursprünglichkeit und Lebendigkeit des Geschehens zu erhalten,
will ich die Form des Austausches von e-mails beibehalten. Der
Text ist anonymsiert, daher gibt es auch gewisse mit ...
gekennzeichnete Auslassungen.
2.
Die erste Visualisierung:
Die
betreffende Frau hatte in meinen Ausführungen in Neo-Tantrismus
Körperzentrierte Imagination
gelesen, dass ich manchmal empfehle, das Herz mit seinen arrhythmischen
Extrasystolen in den Bauch hinunter zu holen und es dort zu
beobachten. Diese Methode probierte sie aus und schrieb anschliessend:
Ich las
mit größtem Interesse einige Ihrer Ausführungen, die mich
sehr ansprechen. Ich (weiblich, 62 Jahre alt) habe seit
einigen Jahren Extrasystolen und schlucke Betablocker,
die ich unbedingt wieder absetzen möchte. Schon allein das
Wort "Blocker" gefällt mir nicht, da ich nichts
blockieren möchte! ...
Ich holte mein
Herz mit den Extrasystolen in meinen Bauch herunter
und bekam folgende Bilder: Ich sah zuerst ein Huhn. Dieses
Huhn legte ein Ei und brütete darauf. Als das Ei aufging kam
ein feuerroter Phoenix heraus und stieg in die Lüfte.
Ich musste spontan
an den Ausdruck "chicken" denken, unter dem
die Amerikaner einen Feigling verstehen. Ich habe mit der
Polarität Krankheit/Gesundheit noch so meine Schwierigkeiten,
da ich zu einseitig in Richtung Gesundheit neige und Angst
vor Krankheiten habe. Geht es bei dieser Vision vielleicht
darum, dass ich meine Angst akzeptieren, sie "ausbrüten" und
in höhere Ebenen transformieren soll. Falls ja, wie könnte
das vor sich gehen? Oder was könnte es aus tiefenpsychologischer
Sicht bedeuten?
Ich wäre Ihnen
für eine Unterstützung sehr verbunden, weil die Extrasystolen
(und die Betablocker!) mich sehr belasten. Ich habe
schon so manches probiert, aber bis jetzt hat noch nichts
geholfen. Die Diagnose meines Hausarztes lautet: vegetative
Dystonie!
Ich schrieb ihr
zurück:
Ihre Visualisierung
zeigt, dass in Ihnen ein Transformationsprozess konstelliert
ist, der mit dem Aufbau des Hauchkörpers (= Phönix) zu
tun hat. Das tönt vielleicht "spanisch", ist es
vielleicht auch. Das macht aber nichts, da es in
dieser Phase nicht um das Verstehen, sondern um das Erleben
geht.
Versuchen Sie
weiter, Ihr Herz in den Bauch hinunterzunehmen und einfach
zu schauen, wie sich all das weiter entwickelt. Möglichst
nicht intervenieren, einfach geschehen lassen.
Notieren Sie
sich alles, was geschieht, vor allem auch Ihre gefühlsmässigen
Reaktionen darauf.
Eine erste Bemerkung:
Die betreffende
Frau beginnt sofort nach der Visualisierung über das Symptom
nachzudenken und möchte es aus
tiefenpsychologischer Sicht gedeutet haben.
Damit verfällt sie vorerst dem Vorurteil
sowohl der Medizin als auch der Psychotherapie, dass wir mit
Hilfe des Denkens und Reflektierens jedes Problem lösen können.
Auch die medizinische
Psychosomatik ist mit demselben Makel behaftet. Sie glaubt,
mit Hilfe statistischer Korrelationen zwischen psychosomatischem
Symptom und psychischem Problem den Dingen auf den Grund zu
gehen. Sie reduziert derart das Individuum mit seinem ganz spezifischen
Symptom auf ein statistisches Massenpartikel und verhindert
deshalb das individuelle und gefühlsmässige Erleben des Symptoms.
Wie sich unten zeigen
wird, besteht die Grundtendenz der von mir vorgeschlagenen Symptom-Symbol-Transformation
(oder Körperzentrierten Visualisierung)
darin, diese statistische Betrachtungsweise
zu durchbrechen und das Symptom zur "Behandlung"
(manchmal sogar im wörtlichen Sinn; s. dazu unten!) der Klientin
zurückzugeben. Sie selbst ist ihr eigener Arzt,
sie allein kann mit Hilfe der Visualisierung den Hintergrund
ihres Symptoms ergründen. Meine Rolle beschränkt
sich darauf, ihr mit Hilfe meiner umfassenden Symbolkenntnisse
beizustehen, indem ich als Vermittler auftrete, der die bildhaft
geschaute Symbolik in konkrete Hinweise übersetzt.
In diesem Sinne
betrachte ich die von mir hier vorgestellte Methode als alternative
Psychosomatik: Sie durchbricht
das heute übliche Arzt-Patienten-Muster, das
bewirkt, dass das eigene Erleben und damit die individuelle
Beschäftigung des Patienten mit der eigenen Krankheit oder mit
dem Symptom durch eben diese statistische - sogenannt wissenschaftliche
- Art der Betrachtung verhindert wird. Statt dessen wird
die Klientin wieder auf eine individuelle Heilsweise, auf
die innere Transformation des Symptoms in ein individuelles
Symbol (Bild) zurück geführt. Diese stellt eine moderne Form
der Meditationstechnik des revolutionären Schweizer Arztes Paracelsus
(1493 - 1541) dar, die die mittelalterlichen Alchemisten die
imaginatio vera genannt haben (s. dazu unten).
3. Die zweite
Visualisierung:
Sie befolgte meine
Ratschläge und bald einmal ging die Visualisierung spontan
weiter. In der nächsten e-mail beschrieb sie diese Fortsetzung
wie folgt:
Ich
habe Ihren Rat befolgt und den Eindruck erhalten, dass wirklich
ein Transformationsvorgang abläuft. Ich war mir dessen zwar
schon seit längerem bewusst, hatte aber die Extrasystolen
nicht damit in Verbindung gebracht.
Hier
mein zweite Vision nach dem Herabholen des Herzens in den
Bauch:
Ich
"sah" Hände mit Steinen auf mein Herz einhämmern,
bis das Herz zersprang. Ein goldenes Ei wurde sichtbar. Die
Hände mit den Steinen hämmerten - entgegen
meiner Erwartung
- weiter und auch das goldene Ei zersprang.
Hier
tauchte kurz der Gedanke an einen Diamanten auf, aber ich
"sah" einen vollkommen reinen Kristall.
[Die
obige und alle folgenden Hervorhebungen sind von mir; RFR]
Ich
konnte sehr gut den Unterschied erleben zwischen den spontan
aufsteigenden Bildern und den Gedanken, die sich immer wieder
dazwischen schoben. Die
Gedanken schienen den Vorgang kontrollieren und steuern zu
wollen, während die Bilder mühelos aufstiegen.
Mein
Verstand versuchte mir einzureden, ich habe mir das alles
bloß eingebildet, obwohl ich
"weiß", dass das nicht der Fall ist. Mir kommen
diese inneren Bilder gar nicht "spanisch" vor ...
Da
ich jahrelange Prozessarbeit mit den Gefühlen hinter mir habe,
scheine ich mich im Moment auf einer etwas neutraleren
(?) Gefühlsebene aufzuhalten. Die emotionellen Wogen haben
sich geglättet, aber ich weiß aus Erfahrung, dass auch das
sich wieder verändern wird - in welche "Richtung"
auch immer. Jedenfalls blieb es während meiner Visionen ruhig,
was meine Gefühle anbelangt, obwohl ich mich innerlich aufmerksam
"abtastete". Nur eine leichte ausstrahlende "Hitze"
bemerkte ich im Brustraum, jedenfalls empfand ich es als Hitze.
Meine nächste
e-mail:
Ich werde
nun die zweite Visualisierung kommentieren: Das Ei bedeutet
einen noch relativ tief unbewussten Prozess. Das scheint
sehr plausibel, wenn man ein Ei in der Natur beobachtet.
Es braucht seine Zeit, bis es ausgebrütet ist.
Ihr Ei ist
golden, das heisst, es ist das so genannte "philosophische
Gold" der Alchemisten. Dieses entspricht dem Ziel
des alchemistischen Opus (Werks). Sofern dieses Werk im
eigenen Körper angepackt werden muss, entspricht das Ziel
dem Hauchkörper, dem subtle body, dem Seelenkörper, der
Körperseele. All dies sind nicht etwa irgendwelche esoterische
Phantasma, sondern Ausdrucksweisen
für einen nur innerlich wahrnehmbaren Aspekt des physischen
Körpers, mit anderen Worten: die Innenansicht
ihres Herzens mit seinen Extrasystolen.
Ihre Aufgabe
besteht nun darin, diese Wahrnehmung zu schulen, um so
die von mir so genannte "Innenansicht des Körpers"
beziehungsweise in Ihrem Fall die "Innenansicht des
Herzens" kennen zu lernen. Allerdings ist diese Aufgabe
eigentlich nie vollendet, man ist immer auf dem Weg, denn
dieser ist zugleich das Ziel.
Ihre Hände
hämmerten mit Steinen auf das Herz ein, und das goldene
Ei wurde sichtbar. Das ist nun das symbolische, bildhafte
Gegenstück zu den Extrasystolen, die offensichtlich
diese Geburt bewirken wollen. Sie sind sozusagen die Geburtswehen
dieses Vorgangs.
Indem Sie
diese Bilder zugelassen haben und sich
nicht den destruktiven Gedanken hingegeben haben, die
den Inhalt der Bilder zum "chicken" = Feigling
verdrehen wollten, hat sich das Symptom
"Extrasystole" in das zu ihm parallele Bild
"mit Steinen auf das Herz einhämmern" entwickelt.
Sie haben derart das physisch wahrnehmbare (und als äusserst
unangenehm empfundene) Symptom in das zugehörige psychophysische
Bild gewandelt. Damit haben Sie den Prozess des "Aufbaus
des Hauchkörpers" eingeleitet, der nicht irgend einer
phantastischen esoterischen Vorstellung sondern eben dieser
Wahrnehmung der Körperseele, des Seelenkörpers, des subtle
body entspricht.
Ihre Visualisierung
geht dann autonom weiter. Diese Autonomie und Spontaneität
sehe ich, weil sie mir schreiben, dass das Ganze
gegen Ihre Erwartung geschah. Das ist der
ganz wichtige Aspekt: Lassen
Sie geschehen, schauen Sie einfach, was passiert.
Sie lernen so, den Unterschied zwischen normalen Phantasien,
die fast zu 100 % aus dem Bewusstsein heraus kommen, und
jenen Phantasien kennen, die sich spontan und völlig
autonom, vielleicht auch gegen Ihren Willen oder Ihre
moralisch-ethischen Vorstellungen ereignen.
Hier greift
jene Instanz ein, die ich die innere Göttin (die Welt-
oder die Körperseele) nenne. Sie ist verletzt, weil
Sie - natürlich ohne Schuld, da dies ein kollektives Problem
unserer zu extravertierten Logoskultur ist - ihr und damit
diesen inneren Bilder zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt
haben. Sie rächt sich daher mit den Extrasystolen
des Herzens.
Sie dringen
so zum Kristall vor. Das ist nun der "realisierte
Diamantkörper", das heisst, aus dem Ei, dem erst potentiellen
Leben, wurde das Eigentliche geboren. Das ist das erste
Resultat Ihrer Bemühungen, und es hat direkt damit zu
tun, dass Sie geschehen lassen konnten, trotzdem das Gedankenkarussell
alles immer wieder abstellen wollte.
Hier dürfte
es nun weiter gehen. Sofern Sie den Kristall weiter sehen,
versuchen Sie ihn zu "behandeln", d.h., mit
ihren inneren Händen zu untersuchen. Welche Konstistenz
besitzt er? Verändert sich diese? Macht er sonst etwas
Aussergewöhnliches? Das sollten Sie feststellen.
Sofern er jedoch nicht mehr da ist, dürfen
Sie nichts erzwingen wollen. Eben
diesen Fehler machen viele Menschen mit diesen inneren
Dingen, aber es gilt eben: "Wo ein Wille ist, da
ist kein Weg!".
Der Hauchkörper löst sich manchmal in Luft auf (daher
ist er ja eben ein Hauch) und kommt in einer anderen Form
wieder. Daher sollten Sie lernen, einfach geduldig zu
warten, und zwar im sogenannten Wu Wei. Diese taoistische
Haltung entspricht einer "aktiven Passivität",
die zwar mit erhöhter Aufmerksamkeit beobachtet, aber
nichts beeinflussen oder erzwingen will.
Ich finde
es sehr gut, dass Sie immer wieder zu Ihren Gefühlen zurückkehren.
Diese sollten den Prozess lenken, das heisst, gute Gefühle
sollten Ihnen sagen, dass Sie weiter machen, schlechte,
dass sie vielleicht (für den Moment) aufhören. Aber auch
so genannte schlechte Gefühle können als Wegweiser dienen.
Doch in Ihrem Fall scheint im Moment alles neutral zu
sein.
Hier ist allerdings
ein kritisches Moment.
Sehr oft sind heutige Menschen tief unbewusst über ihre
negativen Gefühle; sie verdrängen sie. Dann ist es möglich,
dass der Prozess sich im physischen Körper festsetzt und
neue Symptome oder gar eine Krankheit auftritt.
Damit zusammen
hängt auch die Beobachtung vieler praktischer Ärzte -
die sie manchmal fast zur Verzweiflung treibt - , dass
die psychosomatischen Symptome im Körper von einer Stelle
zur anderen wandern. Kaum glauben sie, eine Besserung
sei eingetreten, kommt der Patient mit einem Symptom an
einer anderen Stelle des Körpers in die Sprechstunde.
In dieser
kritischen Situation ist daher eventuell eine therapeutische
Begleitung einer Person notwendig, die in diesen Dingen
erfahren ist. Da Sie mir schreiben, dass Sie "jahrelange
Prozessarbeit mit den Gefühlen hinter sich haben",
vertraue ich vorerst einmal darauf, dass Sie auch die
negativen Gefühle und Körperempfindungen während der Visualisierung
spüren werden.
So viel für
heute. Ich kann mir vorstellen, dass Sie in der Zwischenzeit
Ihre Visualisierungen weiter gemacht haben. Wenn ja, senden
Sie mir diese bitte zu. Und versuchen Sie den Kristall
zu "behandeln", das heisst, mit den Händen zu
"beobachten" (aber nichts erzwingen!), sofern
er noch da ist.
Was machen
die Extrasystolen?
4.
Die dritte Visualisierung:
Bald einmal kam die
nächste e-mail mit der folgenden Botschaft:
Hier die Fortsetzung
meiner Visionen:
Ich "sah"
wie der Kristall
sich in meinen Händen verflüssigte
und zwischen meinen Fingern hindurchfloß.
"Da zerrinnt
dir mal wieder alles zwischen den Fingern", registrierte
ich kurz einen Gedanken doch ich blieb weiter bei dem inneren
Bild.
Das Wasser wurde
zu einer Quelle, die sprudelte und sich in einen
spiralförmigen Fluß verwandelte. In dieser
Spiralform wirkte das Wasser eher wie ein Lichtfluß.
In meinen Gefühlen
veränderte sich etwas. Ich fühlte
eine tiefe Freude, so dass mir die Tränen kamen
- ohne zu wissen warum - und fühlte mich tief
im Herzen [RFR: die Extrasystolen betreffen
das Herz!] berührt. Der Anblick dieser Lichtspirale war gleichzeitig
vitalisierend, tief berührend und besänftigend.
Dieses Gefühl
wirkt noch immer nach, wenn ich diese Lichtspirale vor mir
sehe. Dieses Bild ist von großer Schönheit und treibt mir
immer wieder die Tränen in die Augen. Es löst ein so starkes
Gefühl in mir aus, dass mein Körper leicht zu beben
beginnt. Ich lasse ihn tun, was er möchte und bleibe dabei.
Ich spüre eine
große Liebe in mir zu diesem Lichtfluß und ein Vertrauen
jenseits von allem, was ich kenne. Das Beben hält noch an
und die Tränen fließen noch immer. Ich "weiß", dass
ich ein Teil dieses Lichtflusses bin und das löst keinen Stolz,
sondern eine große Demut aus. Mein Kopf neigt sich von ganz
alleine und meine Handflächen drehen sich mit den Handflächen
nach oben. Es geschieht spontan.
Soweit bin ich
bis jetzt gekommen. Die Lichtspirale hat einen sehr starken
Nachhall bei mir hinterlassen und berührt mich noch immer
zutiefst.
Als erstes schrieb
ich zurück:
Bleiben
Sie so lange wie möglich in diesen Gefühlen drin und bekämpfen
Sie die zerstörerischen Gedanken ("Da zerrinnt dir mal
wieder alles zwischen den Fingern"). Diese werden ihre
Extrasystolen nur verstärken und vielleicht bewirken, dass
sie noch weitere psychosomatische Symptome bekommen.
5. Die
Autonomie des inneren Prozesses:
Die oben so eindrücklich geschilderte, tiefe innere
Bewegung führte dazu, dass die betreffende Frau nach einer kleinen
Weile gleich noch eine e-mail mit folgendem Inhalt nachsandte:
Die Wasservision, die ich in meiner
letzten E-Mail angesprochen hatte, hatte sich sozusagen verselbständigt.
Es war wie ein Film, der von alleine läuft, denn ich hatte mich
nicht extra darauf eingestellt. Irgendwann kamen diese Bilder von
ganz alleine und ich ließ mich darauf ein. Ich fühle noch immer
eine große Dankbarkeit für diese innere Schönheit, die mir
geschenkt wurde.
Mit diesem inneren "Film, der von alleine
läuft" war der Höhepunkt der Visualisierung erreicht. Es
zeigte sich, dass im Fall dieser Frau der Diamantkörper, der
Hauchkörper, der subtle body gar kein fester "Körper"
ist, sondern etwas Flüssiges, etwas Fliessendes.
Nun kommt jedoch gleich der Logos, der den
Fortschritt hindern will. Er will der Frau einreden, dass eine
negative Entwicklung eingeleitet worden ist, dass das, was sie
positiv als ein Fliessen erlebt, im negativen Sinn etwas
Zerrinnendes sei. In diesem Moment beginnt ein pseudo-kausaler
Prozess, der sehr gefährlich sein kann: In ihrem Leben hatte die
visualisierende Frau traumatische Erfahrungen gemacht, die sie mit
der Redewendung "Es zerrinnt mir alles in meinen Händen"
umschrieb. Der alles tötende Logos nimmt nun dieses Bild um ihr in
einer pseudo-logischen Art und Weise vorzugaukeln, dass auch in
ihrem "inneren Film" dasselbe Geschehen
"programmiert" sei. Sie ist in Gefahr, dem pseudo-kausalen
Teufel zu verfallen, der in diesem konkreten Fall jedoch "stets das Böse
will und stets das Gute schafft", weil sie bereits die richtige
Einstellung dazu gelernt hatte (s. dazu unten).
Sie erkennt also die Gefahr, ignoriert diese
destruktiven Gedanken und "lässt die Gefühle einfach
ablaufen, ohne einzugreifen", wie sie später diesen Prozess
beschreiben wird. Daher wird das vermeintlich Zerrinnende zu einer
Quelle, die sich schliesslich in einen Lichtfluss in der Form einer
Spirale wandelt.
Diese "Lichtspirale", die natürlich
sofort an die Doppelhelix der DNA, der Erbsubstanz erinnert, scheint
dem Ziel der Visualisierung zu entsprechen. Es war
natürlich weder ihr noch mir vorher in irgend einer Art und Weise
bekannt. Dieses Ziel entstand spontan
und autonom, ohne ein Zutun des Bewusstseins. Im Gegenteil: Wenn der
Logos - sie wird ihn unten das "alter ego" nennen - eingreift,
wird der Prozess abgeblockt, so wie die Betablocker zwar die
Extrasystolen aber eben auch diese spontanen Prozesse im Bauch
unterbrechen.
Derart dringt sie nun zur zentralen Erfahrung der
Lichtspirale vor, und es ist eben diese völlig neuartige Erfahrung,
die ihre "Gefühle verändert", "tiefe Freude"
aufkommen lässt, die sie "tief im Herzen berührt" und
"vitalisierend" wirkt. Vor Glück kommen ihr die Tränen.
Dieses Detail zeigt, dass die Visualisierung das zweite Chakra im
Bauch, das svadhisthana geöffnet hat. Dieses Chakra nennt sich
nämlich eben das "wässerige".
Hier bietet sich mir die Gelegenheit, den
Unterschied einer derartigen Visualisierungsmethode zu all den
pseudo-tantristischen Übungen des "Chakra-Öffnens"
aufzuzeigen, wie sie neuerdings auch an Instituten propagiert
werden, die den Namen C.G. Jungs tragen. In diesen fixiert
sich das Logos-Bewusstsein darauf, meist unter der
Anleitung eines selbsternannten Gurus, mit Hilfe einiger von aussen
gegebener Übungen - beispielsweise die vermeintlichen Farben dieser
vegetativen Zentren zu sehen - seine Kopf-Phantasien auszuleben.
Derartige "Neo-Tantriker" geben sich der Illusion hin, dass
ihre Kopfgeburten etwas mit den spontanen und autonomen Prozessen in
den Chakras, den vegetativen Plexen (Nervenknoten), zu tun hätten.
Sie können nicht sehen, dass sie derart überhaupt nicht von ihrem
westlichen Kopf-Bewusstsein losgelassen sondern dieses und
damit ihre einseitige Sicht der Welt noch verfestigt haben. Die alten
Alchemisten haben diese Verhaltensweise die imaginatio
phantastica genannt, im Gegensatz zur imaginatio vera, in
der das Bewusstsein in weiser Demut einfach beobachtet, welche
spontanen Prozesse sich im eigenen Inneren ereignen könnten.
6. Die
Rache des "alter ego" (Animus):
Die Leserin oder der
Leser wird sicher auch schon die Erfahrung gemacht haben, dass
genau im Moment des Erreichens des tiefsten Friedens ein äusserer
Störenfried auftaucht. Auch in der Körperzentrierten Visualisierung
ist dies nicht anders. Wie ich erwartet hatte, kam bald einmal
die erste Rache der Logos-Welt. Gemäss meiner bisherigen Erfahrung
führt nämlich ein Erfolg in der Transformation des Symptoms
in ein Bild (Symbol) dazu, dass sich der Bereich des Logos,
des Kopfes, des Wortes, des kausalen Vorurteils "verletzt"
fühlt und rächend zurückschlägt. Diese Rache des alter ego
äussert sich meist in destruktiven Gedanken, die entweder im
Sinne einer Autoaggression auf die Imaginierende selbst oder
dann auf andere Personen losgehen. Wenn man als Therapeut oder
Therapeutin einen derartigen Prozess begleitet, muss man daher
darauf gefasst sein, dass es in dieser Phase plötzlich meist
völlig unerwartete "Fusstritte" absetzt.
Ich erhielt folgende
e-mail:
Ich kann wirklich
nicht verstehen, wieso ich noch immer, nach allem was ich
bisher schon getan habe, diese Extrasystolen nicht los werde.
Da war also der
erste Racheakt. Die Stimme verlangte voller Ungeduld, dass
der Prozess "subito" zu geschehen habe...
Dann ergab es
sich - wie es der "Teufel" des öfteren so will -
dass eine e-mail der Frau an mich bei meinem oder ihrem Provider
gelöscht wurde [in jener Zeit war ein Virus im Web, und so
wurden e-mails gelöscht, wenn sie als verseucht verdächtigt
wurden]. Da ich naturgemäss darauf nicht antwortete, erhielt
ich die folgende Botschaft:
Ein paar freundliche
Abschiedsworte hätte ich doch noch erwartet ...
Voller Verwunderung
schrieb ich zurück:
Meine letzte e-mail
stammt vom Montag. Die haben Sie nicht bzw. mit der jetzigen beantwortet!
Was soll das?
Ich hatte überhaupt
nicht die Absicht, mich zu verabschieden. Dies hätte ich Ihnen
sicher mitgeteilt ...
Mir scheint, dass
Ihre Ungeduld Ihnen des öfteren einen Strich durch die Rechnung
macht. Und ebenso Ihre destruktiven Gedanken. Mit diesen sollten
Sie sich auseinandersetzen, wie ich in der letzten e-mail
geschrieben habe.
Das
letzte, was ich von Ihren Visualisierungen gehört habe, ist
folgendes:
"Ich "sah"
wie der Kristall sich in meinen Händen verflüssigte ..." [s.
oben]
7. Das
"Herauslassen der wilden Pferde":
Die Situation klärte
sich, und ich bekam anschliessend folgende e-mail:
Meine Antwort
[jene e-mail, die verloren gegangen war; RFR] auf Ihre Diagnose
war keine weitere Vision, sondern Reflexionen über das
Bekämpfen meiner negativen Gedanken. Ich
hatte Ihnen darin mitgeteilt, dass ich mit dem Bekämpfen
von Gedanken schlechte Erfahrungen gemacht habe, denn sie
kommen, wie es ihnen passt, aber ich kann an den Ursprung
der Gedanken herangehen - an
das alter ego, das diese Art von Gedanken erfahrungsgemäß
produziert! Ich teilte Ihnen mit, dass ich
mein Ego einen Moment aus den Augen verloren hatte, obwohl
ich aus Erfahrung weiß, dass es tätig wird, wenn ich mit
Menschen zu tun habe, die einen Doktor vor ihrem Namen stehen
haben. Ich schrieb Ihnen, dass normalerweise keine negativen
Gedanken aufkommen, wenn ich Fantasiereisen mache,
die ich niemandem mitteile, weil dies keine Situationen
sind, die mein alter ego erwecken. Es wittert in
diesem Fall offensichtlich keine Gefahr für seine eingebildete
Wichtigkeit, hinter der Angst und Wertlosigkeit lauern.
Ich schrieb Ihnen, dass ich schon
hätte mißtrauisch werden müssen, als ich eine Sekunde lang
das Detail des mir zwischen den Fingern zerrinnenden Wassers
in meinem Bericht an Sie übergehen wollte.
[Kommentar
von RFR: Mit dieser Vergewaltigung durch das "alter
ego" beschreibt die betreffende Frau hier, ohne C.G.
Jungs Psychologie zu kennen, den Prozess der Animus-Besessenheit.
Im Lauf dieses Prozesses wird das weibliche Ich unbewusst identisch
mit dem Animus, das heisst, mit einem archaischen Logos, beginnt
in einer vor allem für Männer irritierenden Art und Weise pseudo-logisch
zu argumentieren, und hat vor allem immer recht. Wie wir sehen
werden, hat diese Frau im Gegensatz dazu eine Methode gefunden,
diesen Animus auszutricksen. Darin liegt ihre grosse Leistung,
deren Wert für die Psychohygiene wir nicht hoch genug einschätzen
können.]
Das alter
ego fragte: Was denkt jetzt der Dr. Roth von dir? Der
legt das bestimmt zu deinem Nachteil aus! Da ich mich daran
gewöhnt habe, bei meiner Wahrheit zu bleiben, egal
wir verlockend Ausweichmanöver auch immer sein mögen, blieb
ich bei den "Tatsachen". Ich schrieb Ihnen, dass
es mir vollkommen einleuchtet, dass es mein alter ego
ist, das meinem Herz von Zeit zu Zeit ein Bein stellt, so
dass es ins Stolpern gerät.
Ich
sehe die Extrasystolen jetzt als gelegentliche Meinungsverschiedenheiten
zwischen Kopf und Herz, zwischen Ratio und Gefühl.
...
Noch heute versuche
ich anscheinend Männern zu beweisen, dass ich es wert
bin, dass sie mich - stellvertretend für meinen Vater -
lieb haben und mich nicht verlassen. Sie sehen also, dass
die ganze Situation nicht so einfach ist! Ich hatte dieses
wichtige Detail einen Moment aus den Augen verloren. Anscheinend
wähnte ich mich zu sicher - Holzauge sei wachsam! Ich
hatte mich vorher nicht damit auseinandergesetzt und mir
gesagt, dass Sie nicht mein Pappi sind, dass ich Ihnen nicht
zu imponieren brauche und dass es nichts an meinem Wert
ändert, ob sie mich verlassen oder nicht. Hätte ich das
getan, dann wären erfahrungsgemäß die negativen Gedanken
ausgeblieben, denn ich kenne diese Situationen. Ich war
unaufmerksam geworden, weil ich diese Situation schon lange
nicht mehr hatte. Ich glaubte scheinbar, dass sie definitiv
bereinigt sei. Offensichtlich war das ein Irrtum!
Durch meine
Gefühlsarbeit habe ich herausgefunden, dass oft hinter verdrängten,
unterdrückten alten Gefühlen ein Denkmuster steckt,
das sich mir erst offenbart, wenn ich die
Gefühle einfach ablaufen lasse ohne einzugreifen. Die
Denkmuster lösten sich daraufhin von selbst auf.
Ich habe außerdem befolgt, was die Buddhisten das "Herauslassen
der wilden Pferde" nennen. Wenn ich bemerkte, dass
negative Gedanken oder "Sorgen" in meinem Kopf
herumschwirrten, spielte ich den neutralen Beobachter. Ich
hörte nur aufmerksam zu, was die Gedanken da so alles an
Schwachsinn von sich gaben. Sie versickerten daraufhin ziemlich
schnell. Offensichtlich mögen sie es nicht, wenn sie beobachtet
werden! Ich habe also, wie sie hieraus ersehen können, schon
so einiges in dieser Richtung getan. Die negativen Gedanken
sind bei mir mit Sicherheit eher die Ausnahme als die Regel
und ich bin es gewöhnt, mir meine Zustände ehrlich anzusehen,
das können Sie mir glauben.
Ich hoffe, dass
Sie meine E-Mail dieses Mal bekommen! Ich habe schon genug
Schwierigkeiten mit meinen Beta-Blockern! Es müssen nicht
unbedingt auch noch meine E-Mails blockiert werden.
8. Der
"innere Film" und die Frage "Wozu?":
Diese e-mail beantwortete
ich wie folgt:
Diesmal hat's geklappt.
Ich habe im Laufe meines
Lebens gelernt, dass es viel besser ist, beim Auftreten
von psychosomatischen Problemen vom Hier und Jetzt aus in
die Zukunft zu gehen, statt im Sinne von Sigmund Freud immer
rückwärts zu analysieren. Mit anderen Worten: Die
Frage Wozu ist viel besser als die Frage Warum.
Eben diese Idee steckt auch
hinter der speziellen Art der Visualisierung, die ich propagiere.
Während die Gedanken immer um
das Warum herum kreisen - irgendwie geht es immer um kausale
Zusammenhänge, um Ursache und Wirkung - entdeckte ich, dass
die Bilder oder eben die Bildfolgen, spontan und von unserem
Kopf (Logos; alter ego) unabhängig einen Ausweg in die Zukunft
suchen. Daher achte ich bei diesen Visualisierungen
immer darauf, ob etwas Spontanes, vom Willen nicht Beeinflussbares
geschieht. Das ist bei Ihnen passiert. Und so haben Sie
dann auch in diese intensiven und positiven Gefühle hinein
gefunden.
Ich bin daher überzeugt,
und Ihre letzte e-mail bestätigt mir dies, dass Sie die richtige
Methode gefunden haben. Es ist tatsächlich der Kampf zwischen
Kopf und Herz, den Sie offensichtlich gewinnen, wenn Sie "die
Pferde laufen lassen", die
Gedanken nicht beachten und statt dessen den Ablauf Ihrer
Bilder beobachten. Ich glaube nicht, dass Sie
mehr brauchen.
Ob derart die Extrasystolen
ganz verschwinden werden, weiss ich nicht. Erfahrungsgemäss
dauert das Monate bis Jahre. Aber sie können diese auch als
Signal verwenden, das Ihnen zeigen will, dass Sie nun in Ihre
Visualisierung einsteigen sollten. Dann transformieren sie
sich vielleicht in etwas Positives.
Sie müssen mir übrigens
nicht imponieren. Was mir bei Menschen heute imponiert, ist
nicht ihre bewusste, willentliche Stärke, das was sie "leisten",
sondern ihre Ausdauer, die sie befähigt, an dieser inneren
Schau der Bilder mit ihren spontanen Neuschöpfungen dran zu
bleiben. Das nenne ich die Zwiesprache mit dem schöpferischen
Aspekt der inneren Göttin. Eben diese Fähigkeit zeichnet die
moderne Mystikerin aus.
9. Das
Krankheitssymptom als "innerer Verbündeter":
Schliesslich erhielt ich die (vermeintlich) letzte e-mail:
Ich habe mich über Ihre letzten Worte zutiefst
gefreut. Ich fühlte mich angenommen und unterstützt. Ich habe
jetzt durch unsere kurze Zusammenarbeit eine neue Sicht der Dinge
bekommen. Mir war nicht bewusst, dass ich die Extrasystolen
wie einen Feind bekämpfte, obwohl ich mich doch darin übe,
mich anzunehmen wie ich bin. Dank Ihrer letzten Mail habe ich in
mir jetzt die Bereitschaft entdeckt, mit meinen
Extrasystolen zu gehen, anstatt dagegen anzukämpfen. Ich
werde sie wie einen Ratgeber nutzen, der mir "auf die
Sprünge hilft" , anstatt sie als Plagegeist anzusehen,
den man unbedingt so schnell wie möglich loswerden möchte.
Allein hätte ich diese Einstellung nicht
geschafft und es ist deswegen auch kein Zufall, dass ich auf Ihrer
Website landete. Jedenfalls ist wieder Bewegung in diese
Angelegenheit gekommen und wohin sie sich entwickelt - man (Frau)
wird sehen! Ich werde alles tun, was ich für meine geistige,
seelische und körperliche Gesundheit tun kann ...
Mein momentaner Zustand: Stille ruht die See!
Ein paar angenehme Kräuselbewegung an der Oberfläche und Frieden
in der Tiefe! Die Lichtspirale ist für mich jetzt eine
Inspiration, mit der ich meine Schwingungen heben und mich wieder
beflügeln kann, wenn mein alter ego mir mal wieder ein Bein gestellt
hat. Wir sind nun mal multidimensionelle, ambivalente
Wesen und müssen lernen damit zu leben. Ich danke Ihnen!
Schliesslich kam noch die
letzte e-mail mit folgendem Inhalt:
Ganz schnell
möchte ich Ihnen noch eine "unerwartete" Vision
mitteilen, die heute nachmittag spontan auftauchte. Sie scheint
meinen Entschluß zu bestätigen, die Extrasystolen als etwas
Hilfreiches anzunehmen. Die
Extrasystolen wurden in meinem Bauch zu einem Leuchtturm auf
einer Insel. Ich finde das Bild in diesem Kontext
wirklich zutreffend. Die große Göttin scheint mir gewogen zu
sein, dass Sie mir diese Bestätigung zukommen läßt.
10.
Die Überwindung des Logos:
Wir wissen eigentlich
(fast) alle - und auch diese Frau mit den psychosomatischen
Extrasystolen war eigentlich darüber bewusst - dass wir die
Krankheit nicht bekämpfen sondern annehmen sollten. Doch das
alles geschieht eben im Kopf, mit Hilfe des Logos. Die eigentliche
Wandlung geschieht jedoch immer erst aufgrund eines intensiven
Gefühlserlebnisses. Dieses wird seinerseits erst möglich mit
Hilfe einer Transformationsmethode wie ich sie beispielsweise
mit meiner Körperzentrierten Visualisierung
beschrieben habe. Diese setzt jedoch voraus, dass das
Ich sich vom Logos löst und bereit ist, sich in das von mir
so genannte Eros-Bewusstsein fallen zu lassen.
Im Gegensatz zum
kausalen Denken, das die Wahrheit von Ideen mit Hilfe eben
dieser Kausalität oder Pseudo-Kausalität erzwingen kann, ergibt
sich in oder als Folge der autonom stattfindenden Transformation
das Gefühlserlebnis spontan, das heisst, ohne Einfluss des
bewussten Willens (der seinerseits eine Begleiterscheinung
des kausalen Weltbildes ist).
Diese Wandlung
geschieht eben dann, wenn wir die destruktiven Gedanken loslassen
oder wie in unserem Fall einfach nicht beachten. Dann steigen
wir aus unserer Identifikation mit dem Logos-Bewusstsein aus
und öffnen derart die Pforten für das "ganz Andere",
für die gefühlsmässige Bewegtheit, die wir nicht kontrollieren
können. Daher auch die Einsicht der Frau: "Ich 'weiss',
dass ich ein Teil dieses Lichtflusses bin und das löst keinen
Stolz, sondern eine große Demut aus." So hat sie ihren
Platz im Universum wieder gefunden, als kleines, aber unendlich
wichtiges Teil der inneren Göttin. Eben darin besteht eine
zentrale Idee der von mir propagierten neuen, konfessions-
und religionsunabhängigen Mystik.
Siehe auch Beispiel
einer Angst-Visualisierung
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Remo F. Roth
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