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Remo F. Roth
Dr. oec. publ., Ph.D.
dipl. analyt. Psychologe (M.-L. v. Franz)
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© copyright 1996
by Remo F. Roth, Zürich, Switzerland
Der Traum
von den Händen
mit den
goldenen Ringen
Vor einigen Jahren konsultierte mich eine Frau, die als
kaufmännische Angestellte arbeitete. Sie sagte mir, dass sie
einen äusserst seltsamen Traum gehabt hätte, der sie sehr
beschäftige, den sie aber nicht verstehe. Vielleicht könne
ich ihr etwas Näheres über die Bedeutung dieses Traumes
sagen.
Ich erwiederte,
dass ich dies versuchen werde, und sie erzählte mir ihren kurzen
Traum:
"Ich
schaue im Traum auf meine Hände hinunter und sehe zu meinem
grössten Erstaunen, dass diese an allen zehn Fingern mit
riesigen Goldringen geschmückt sind."
Die Hände
symbolisieren in einem Traum die Handlungsfähigkeit einer
Person. Wenn diese Hände mit Ringen aus dem kostbarsten Metall
geschmückt sind, liegt die Vermutung nahe, dass diese einen Wert
besitzen, den unsere Träumerin noch nicht sehen kann. Die
Träume kompensieren nämlich unsere bewusste Haltung, d.h.
sie zeigen uns Dinge und Fähigkeiten, über die wir noch
nicht bewusst sind.
Ich fragte daher
unsere Träumerin, was sie denn arbeite. Sie sagte mir, dass ihre
derzeitige Arbeit eben ihr grösstes Problem darstelle. Sie
arbeite als kaufmännische Angestellte, doch langweile sie sich
derart zu Tode und sei deshalb sehr unglücklich.
Auf meine Frage
hin, ob sie sich vorstellen könne, mit ihren Händen etwas
Sinnvolleres zu machen, als Briefe Ihrer Chefs in die Schreibmaschine
zu tippen, antwortete sie spontan: "Ja, aber mein Mann ist
dagegen."
Sie erzählte
mir dann, dass sie eine Ausstellung über die verstorbene
Schweizer Heilerin Emma Kunz besucht habe; deren Tätigkeit habe
sie ausserordentlich fasziniert. Sie hätte dort gespürt,
dass sie auch Heilerin werden möchte, doch traue sie sich dies
nicht zu.
Nun verstand ich
den Traum. Er kompensierte diese Minderwertigkeitsgefühle meiner
Klientin und sagte: "Deine Hände sind Gold wert. Dein Schicksal
besteht darin, Heilerin zu werden."
Dies sagte ich
meiner Klientin, und ich erklärte ihr auch, dass solche
Träume ernst genommen werden müssen. Wenn sie nicht danach
handle und derart ihr eigentliches Schicksal verfehle, könne es
durchaus sein, dass sie ernsthaft erkranken werde.
Da meine Klientin
eine im weitesten Sinn religiöse Frau war, die wusste, dass
diese Träume von einer Instanz gesandt werden, die mehr weiss
als ihr beschränktes Bewusstsein, nahm sie meinen Rat ernst. Sie
ging nach Hause, erklärte ihrem Mann, dass sie sich nun ein
Zimmer als Praxisraum reservieren werde und begann ihre
Tätigkeit als Heilerin. Diesen Beruf übt sie heute, einige
Jahre nach dieser entscheidende Begegnung, mit äusserst grossem
Erfolg aus.
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Remo F. Roth
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