Remo F. Roth

Dr. oec. publ., Ph.D.

dipl. analyt. Psychologe (M.-L. v. Franz)

email                   HomePage                   WebSite                    English HomePage

              


© copyright 1996 by Remo F. Roth, Zürich, Switzerland
 

Der Traum der schwangeren Frau

vom Raubfisch, der aus dem Kopf herauskommt

  


Eine Frau von 23 Jahren ist seit kurzer Zeit schwanger und konsultiert mich mit folgendem Traum, welcher sie sehr beunruhigt:

 

Ich bin bei meinen Eltern zuhause. Dort sehe ich mit grossem Erschrecken, dass die Strassen mit Schlamm verstopft sind. Plötzlich fällt auch noch das Licht aus. Da es Nacht ist, müssen daher Kerzen angezündet werden.

Plötzlich juckt es mich am Kopf. Ich sehe in den Spiegel und bemerke, dass meine Kopfhaut mit Schuppen überzogen ist. Aus zwei ungefähr eiergrossen "Schuppenbeulen" kommen Moränen (angriffslustige, aalförmige Raubfische) mit Delphinflossen heraus. Sie bleiben mit den hinteren Flossen an der Kopfhaut hängen und lassen sich nicht ohne abzubrechen loslösen.

Ich rufe meine Mutter zu Hilfe, doch diese flüchtet.

 

Das Problem des Traumes ist zu Beginn geschildert: Die Eltern sind sehr "kopflastige" Menschen, und diese Problematik hat sich nun auf die Träumerin übertragen. Daher besteht die Gefahr einer Überschwemmung des Bewusstseins mit negativen Inhalten (Schlamm) des Unbewussten. Daher fällt auch das Licht aus, denn das Dunkel ist eben das Unbewusste. Der Schluss zeigt, dass ihr die Mutter bei der Bewältigung dieses Problems nicht helfen kann.

Aber wie könnte die Träumerin ihr Problem lösen? Der Traum zeigt uns wie.

Eine beginnende Schwangerschaft löst bei Frauen körperliche und seelische Änderungen aus, die beachtet werden wollen. Eines der wesentlichsten Merkmale ist, dass das von mir so genannte "Bauchgehirn" aktiviert wird. Medizinisch ausgedrückt handelt es sich dabei um den "Solarplexus" bzw. das Sonnengeflecht und um den "Beckenplexus" des vegetativen Nervensystems. Diese entsprechen im hinduistischen Tantrismus - der Mystik des Hinduismus - dem 3. und dem 2. Chakra von unten, dem manipura und dem svadhisthana.

 

Abbildung 1: Die tantrischen Chakras und das vegetative Nervensystem

 

Das zweite Chakra , das svadhisthana (vgl. Abb. 1) wird symbolisch gesehen vom Wasser beherrscht. Das Tier, welches die Energie dieses Chakras symbolisiert, ist der Makara, ein fischähnliches Wesen (vgl. Abb. 2).

 

Abb. 2: Das svadhisthana-Chakra

Der Traum besagt nun, dass diese svadhisthana-Energie zu sehr im Kopf der Träumerin sich befindet. Hier ist die Energie am falschen Ort. Daher ist der Fisch eine Moräne, das heisst ein aggressiver Raubfisch. Er raubt der Träumerin Energien, so dass die Gefahr einer Depression besteht. Der aalförmige Körper des Fisches zeigt, dass es sich tatsächlich um die Kundalini-Energie des Tantrismus handelt. Denn diese wird als Schlange vorgestellt. Der Delphin ist kein Fisch, sondern ein Säugetier. Die Delphinflossen weisen daher darauf hin, dass es sich um eine Energie im "Säugetier-Körper", d.h. im menschlichen Körper handelt.

Delphine besitzen ein hochentwickeltes Gehirn und sind sehr lernfähig. Gleiches lässt sich von dem von mir so genannten "Bauchgehirn" sagen, aus welchem mit grösster Wahrscheinlichkeit die Träume kommen. Der Delphin weist daher auf eben dieses von mir postulierte "Bauchgehirn" hin.

Die Aufgabe der Träumerin besteht, wie gesagt, darin, mit diesem wissenden Zentrum im Bauch in eine Beziehung zu kommen. Zu diesem Zweck sollte sie Übungen ausführen, welche die Energie vom Kopf in den Bauch bringen. Sehr gut eignet sich dazu Rei Ki, sofern es von oben nach unten angewandt wird. Verboten sind für sie "tantrische" Übungen, welche die Kundalini-Energie von unten nach oben bringen. Da sie schon zu sehr im Kopf ist, könnten solche Übungen in eine Katastrophe führen.

Weiter empfehle ich in solchen Fällen von mir entwickelte imaginative Techniken. Diese bewirken eine Verlagerung der Energie und der Bewusstheit vom Kopf in den Bauch. In einer tantrischen Sprache würde man sagen, dass derart das svadhisthana-Chakra geöffnet wird. Psychologisch gesehen äussert sich diese Öffnung darin, dass in einem halbschlafähnlichen Zustand Bilder wahrgenommen werden, welche durch einen symbolkundigen Therapeuten gedeutet werden sollten (vgl. dazu Die VISUALISIERUNG psychosomatischer Symptome oder Symptom-Symbol-Transformation nach Dr. Remo F. Roth). Diese Bilder zeigen den Ausweg aus der problematischen Situation.

Zur ganzen Problematik vgl. auch den Schluss meines Beitrags Das UFO trägst du in deinem Bauch bzw. mein Buch Hat AIDS einen Sinn? - Behandlungsmöglichkeiten der HIV-Infektion auf der Grundlage tiefenpsychologischer Imaginationsmethoden, IKOS-Verlag, Maur-Zürich, 1994 (vergriffen).

 

Homepage Remo F. Roth

Zurück zum Beginn